Am 4. September soll um 18.30 Uhr im Hoheellern-Stadion des VfL Germania Leer das Testspiel zwischen dem Bundesligisten Werder Bremen und dem FC Emmen aus der niederländischen Eredivisie stattfinden. Hinter den Kulissen wird bereits mit Hochdruck an der Organisation gearbeitet. Es wäre das erste Mal, dass ein deutscher und niederländischer Erstligist in einem Stadion auf Leeraner Boden aufeinandertreffen. „Das wäre eine tolle Sache für die Stadt Leer“, sagt Germanias zweiter Vorsitzender Ferhat Özdemir, der über Monate in engem Kontakt zu Werder Bremen stand, um einen passenden Termin für ein Werder-Gastspiel in Leer zu finden. Bereits im November des vergangenen Jahres sollten die Bremer ein Testspiel im Hoheellern-Stadion bestreiten. Damals wäre der SC Heerenveen Gegner des Bundesligisten gewesen. Wegen Unbespielbarkeit des Platzes in Leer wurde die Begegnung damals allerdings kurzfristig nach Aurich verlegt und endete dort 2:2.
„Die Organisatoren des Spiels haben uns damals aber hoch angerechnet, dass wir das Spiel nicht erzwungen haben, sondern die Probleme mit unserem Rasen ehrlich besprochen haben. Deshalb haben wir die Zusage bekommen, dass Werder in diesem Jahr nach Leer kommt“, erklärt Ferhat Özdemir. Nun schien bereits alles klar zu sein. „Unser Platz ist in sehr gutem Zustand. Der FC Emmen und Werder haben sich daher für die Austragung im Hoheellern-Stadion ausgesprochen.“ Die Verträge wurden unterschrieben und alles ging zunächst seinen gewohnten Gang. „Doch plötzlich gab es eine Rückmeldung des DFB, dass das Spiel nicht in Leer ausgetragen werden kann. Der DFB begründete diese Entscheidung mit einem Sicherheitsrisiko. Zu dieser Entscheidung kamen die DFB-Verantwortlichen auf Basis einer Einschätzung der Polizei in Leer“, so Özdemir.
„Diese Mitteilung kam für uns völlig überraschend. Schließlich hat sich die Situation im Gegensatz zum Heerenveen-Spiel nicht geändert. Damals hätte einer Austragung nichts im Wege gestanden. Auch in Aurich ging das Spiel völlig problemlos und ohne jegliche Sicherheitsbedenken über die Bühne.“ Die Risiko-Einschätzung des Spiels gegen Emmen erscheint bei Betrachtung des Emmener Fan-Potenzials noch weniger nachvollziehbar. Denn der Eredivisie-Aufsteiger hatte trotz der erfolgreichen Saison in der vergangenen Spielzeit lediglich einen Heimspiel-Zuschauerschnitt von 3.165 Besuchern. Auswärts wurde der FC Emmen in der vergangenen Saison im Schnitt von nur 45 Fans begleitet. „Zu den Fangruppen des SV Werder Bremen gibt es keinerlei Rivalität. Zudem gibt es beim FC Emmen keine bekannten gewaltbereiten Fans. Insgesamt würde sich das Publikum bei einem eventuellen Testspiel in Leer vor allem aus Werder-Fans aus dem Umland zusammensetzen. Werder hat in Ostfriesland und Emsland bekanntlich eine große Fan-Basis. Dabei handelt es sich um ganz normale Fans, die sicher nicht aus Randale-Zwecken nach Leer reisen. Diese Einschätzung wird auch von Werder geteilt. Daher ist uns rätselhaft, wie die Polizei zu ihrer kritischen Einschätzung kommt“, sagt Germanias zweiter Vorsitzender. Die Sicherheitsbedenken damit zu begründen, dass es sich um ein niederländisch-deutsches Duell handelt, das deshalb automatisch risikobeladen ist, sei eine Einschätzung, die von fast schon vergessenen Vorurteilen geprägt ist. „Fakt ist, dass es bei zahlreichen niederländisch-deutschen Testspielen in den vergangenen Jahren keine nennenswerten Vorfälle gab. Zuletzt hat Werder zum Beispiel vor einigen Wochen in Lohne gegen Venlo gespielt. Bei vielen dieser Spiele gab es nicht mal eine Fantrennung. Diese würden wir in Leer sogar mit baulichen Mitteln vornehmen, wenn es gewünscht ist.“ Das Hoheellern-Stadion habe zudem den Vorteil, über drei mögliche Eingangsbereiche zu verfügen. Bereits bei früheren Oberliga-Spielen des VfL Germania Leer (z.B. gegen den SV Meppen oder den VfB Oldenburg) wurde durch installierte Zäune und Sicherheitspersonal für einen abgetrennten Gästebereich gesorgt. „Wir würden zwar für diese Maßnahmen sorgen. Generell sind wir der Meinung, dass sie bei einem Spiel gegen Emmen nicht notwendig sind, weil aus unserer Sicht und aus Sicht von Fan-Experten keinerlei Probleme zu erwarten sind.“ Die Polizei habe zudem darauf hingewiesen, dass das Spiel an einem Dienstag um 18.30 Uhr stattfindet und daher für Probleme im Berufsverkehr sorge. „Es ist sicherlich so, dass das Spiel für ein erhöhtes Verkehrsaufkommen sorgen würde. Wir haben aber schon einen Beschilderungsplan organisiert und würden mit Hilfe der Stadt Leer und der Polizei die Verkehrsströme entsprechend lenken. Es geht um ein Spiel mit maximal 3.000 Zuschauern. Wenn das nicht mehr möglich ist, frage ich mich, wie andere Veranstaltungen in Leer künftig organisiert werden sollen“, betont Ferhat Özdemir. Auch um die Nutzung zahlreicher Parkplätze hat sich der VfL Germania Leer bereits gekümmert: „Hier waren mehrere Geschäftsleute und der Landkreis Leer sehr kooperativ. Dafür sind wir dankbar. Alle wollen gerne helfen, das Spiel in Leer auszutragen. So können wir sogar im direkten Stadion-Umkreis zahlreiche Parkplätze anbieten. In der Innenstadt steht uns zudem zusätzliche Parkflächen zur Verfügung“, so Özdemir. „Wir haben alles getan, damit das Spiel über die Bühne gehen kann. Das wäre ein schönes Fußballfest und gute Werbung für die Stadt Leer.“ Doch bisher will und kann der DFB die Austragung aufgrund der Polizei-Stellungnahme nicht bestätigen. „Es fehlt eigentlich nur eine kleine positive Rückmeldung der Leeraner Polizei. Zumindest haben wir im persönlichen Gespräch mit der Polizei die Bestätigung bekommen, dass es bei einer Austragung des Spiels zu keiner Überbelastung der Beamten kommen würde. Zudem steht an dem Spieltag kein anderer geplanter Einsatz an.“ Angesichts der Tatsache, dass das Spiel schon in etwas mehr als einer Woche stattfinden soll, seien nun schnelle Lösungen gefragt: „Durch unseren engen Kontakt zu Werder konnten wir die Entscheidung, das Spiel woanders auszutragen, noch herauszögern. Aber die Vereine wollen natürlich auch wissen, woran sie sind“, sagt Ferhat Özdemir. Falls die Begegnung nicht in Leer stattfinden kann, wird Werder voraussichtlich in Oldenburg testen. Gegner wäre dann allerdings der SC Heerenveen.